1980 er

Umdenken

Ein dunkles Jahrzehnt - AIDS wird entdeckt und Politiker holen wieder alte Konzepte der Diskriminierung aus den Schubladen.

1987 - Zwangstests, Razzien, Auflagen: 

 Vor mehr als 30 Jahren verabschiedete die Staatsregierung ihren berüchtigten Aids-Katalog. Mit ihm führte sie einen Feldzug gegen Randgruppen. Tür auf in der Schwulensauna, plötzlich Uniformierte vor nackten Männern. Die Polizisten haben das Foto eines US-Amerikaners dabei. Der Mann, in Nürnbergs Homoszene bekannt, habe Aids, sei eine uneinsichtige Virenschleuder, sagen die Beamten. Peter Gauweiler, schon als Kreisverwaltungsreferent in München hatte Gauweiler gegen Unmoral gekämpft, etwa Peep-Shows. Wirte sollten sich auf "Schweinereien beschränken", die "mit Messer und Gabel zu bewältigen sind". Zur Krankheit trügen eben "Lesbierinnen und die 175er" bei. 175, der Schwulen-Paragraf im Strafgesetzbuch, wurde erst 1994 ganz
gestrichen. Es reiche nicht aus, so Lang, dass man Leuten, "die so bestimmte Lokale besuchen" nur "so ein bestimmtes Gummi zeigt". Was sich CSU-Politiker unter dem „Maßnahmenkatalog“ im einzelnen darunter vorstellen, deuten sie in ihren Reden an. Infizierte und Kranke, schlug der CSU-Bundestagsabgeordnete Horst Seehofer vor, müssten künftig "in speziellen Heimen" gesammelt werden. Er sprach von "konzentrieren", sein Parteifreund und neuer Bonner Staatssekretär Erich Riedl von "absondern". Nur zwei Wochen nach Ankündigung des beispiellosen bayrischen "Maßnahmenkatalogs" gegen die Ausbreitung von Aids, mit Zwangstests, Berufsverboten und Ausweisung, zeichnet sich genau jene Entwicklung ab, vor der Kritiker gewarnt haben. Bewerber für den öffentlichen Dienst und Strafgefangene sollen zwangsuntersucht werden. Personen sollen nach Ermittlungen durch die Polizei oder aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung zwangsvorgeführt werden können.

Seit 1961 hatten Hamburger Zivilfahnder verstärkt Toiletten zur "Bekämpfung der Umtriebe" überwacht. Neben dem Tanzverbot gab es ein weiteres düsteres Kapitel der Homosexuellen- verfolgung in Hamburg: Von 1964 an wurden unter dem damaligen Hamburger Innnensenator Helmut Schmidt (SPD) Spionierspiegel in öffentlichen Toiletten angebracht. Das waren verspiegelte Fenster, hinter denen sich kleine Räume verbargen, von wo aus die Toiletten überwacht werden konnten. Hamburger Spielbudenplatz: Corny Littmann steuert auf einen Spiegel an den weißgekachelten Wänden zu und zertrümmert ihn. Was er dahinter entdeckt, wird nicht nur in der Hansestadt einen politischen Skandal auslösen: Von einer kleinen Kammer aus hatten Polizisten jahrzehntelang Klogänger bespitzelt, um zu beobachten, ob sich dort Männer zum Sex trafen. Wann immer die WC-Wächter Verdacht schöpften, griffen sie zu. Bevor Corny Littmann, damals Bundestagskandidat der Grünen und der Mann mit dem Hammer, in einer Sommernacht 1980 die umstrittenen Überwachungsmethoden der Hamburger Polizei vor einer Gruppe Journalisten publik machte, waren bundesweit schon Zehntausende Homo- sexuelle verhaftet worden. Jahrelang wurden Homosexuelle als Verbrecher stigmatisiert. Nicht nur in Hamburg, nicht nur auf der Toilette am Spielbudenplatz. Ihr vermeintliches Verbrechen war im deutschen Strafgesetzbuch manifestiert: Paragraf 175.

`Rosa Listen´ bei der Stuttgarter Polizei?

Mehrere Morde an schwulen Männern im Jahr 1989 und die damit verbundenen Ermittlungen führten in der damaligen Schwulenszene zum Verdacht, dass die Stuttgarter Polizei sogenannte `Rosa-Listen` führte.
Aufgrund diesen Vorwürfen entstanden die sogenannten `Runden Tische` zwischen Community und der Stuttgarter Polizei. 2006 wurde die erste Ansprechperson für gleichgeschlechtliche Lebensweisen bei der Stuttgarter Polizei ernannt.

Quelle: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14021779.html https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13522444.html https://www.sueddeutsche.de/bayern/ein- paukenschlag-von-gauweiler-das-letzte-mittel-1.3394240 `Spiegel-Affäre` Spiegel v. 03.06.2014  
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